Die Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen bleibt in deutschen Medien oft auf den „Einzelfall“ fixiert, strukturellen Hintergründen wird wenig Raum gegeben, „Familientragödie“ oder „Ehedrama“ verlieren als verharmlosende Begriffe an Bedeutung. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Otto Brenner Stiftung.
Christine Meltzer, Kommunikationswissenschaftlerin an der Uni Mainz, hat die Berichterstattung deutscher Tageszeitungen über einen längeren Zeitraum untersucht und rund 3.500 Zeitungsartikel analysiert. Die Autorin hat außerdem die Darstellung in den Medien immer wieder mit „offiziellen“ Daten und Statistiken verglichen. So konnte sie z.B. einige starke Verzerrungen aufdecken und zeigen, dass bereits in der faktischen Darstellung des Phänomens problematische Zerrbilder bestehen: In über der Hälfte der Artikel wird, so ein Ergebnis, über Gewaltfälle berichtet, die mit dem Tod des Opfers enden - dieser Extremfall macht jedoch weniger als ein Prozent aller Gewalttaten gegen Frauen aus.
Gewalt gegen Frauen ist in Deutschland stark verbreitet, sie betrifft Frauen allen Alters und aus allen sozialen Schichten. Die mit zwei Dritteln „alltäglichste“ Form der Gewalt ist dabei die Körperverletzung, Täter sind in über der Hälfte der Fälle (Ex-)Partner oder Männer aus dem nahen sozialen Umfeld. Allerdings wird über diese alltäglichen Formen von Gewalt kaum in den Medien berichtet, wie die Untersuchung „Tragische Einzelfälle – Wie Medien über Gewalt gegen Frauen berichten“ nun zeigt: Lediglich 18 Prozent der Berichte thematisieren Körperverletzungsdelikte und weniger als jeder vierte Artikel handelt von partnerschaftlicher Gewalt.
(Quelle: Deutscher Präventionstag)