Immer mehr Kinder und Jugendliche sind in psychotherapeutischer Behandlung - laut der Barmer-Krankenkasse hat sich ihre Zahl in elf Jahren mehr als verdoppelt. Auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie bereiten Sorge.
Laut der Barmer-Krankenkasse hat sich ihre Zahl in elf Jahren mehr als verdoppelt. Auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie bereiten Sorge. In Deutschland sind nach Angaben der Barmer-Krankenkasse immer mehr Kinder und Jugendliche in psychotherapeutischer Behandlung. Innerhalb von elf Jahren habe sich die Zahl der jungen Patientinnen und Patienten mehr als verdoppelt, teilte die Krankenkasse mit. Demnach benötigten im Jahr 2019 bundesweit rund 823.000 Kinder und Jugendliche psychotherapeutische Hilfe.
Anlass für eine solche Therapie sind dem Bericht zufolge häufig Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen - etwa nach Trauererlebnissen oder Mobbing. Ursache können aber auch Depressionen, Angststörungen sowie emotionale Störungen des Kindesalters sein.
Fast jedes dritte Kind psychisch auffällig. Verschärfung durch Pandemie
Laut einer Studie aus Hamburg zeigt etwa jedes dritte Kind Auffälligkeiten in der Pandemie.
Die Corona-Pandemie samt strikter Kontaktbeschränkungen dürfte nach Einschätzung der Experten die Situation weiter verschärfen. Bei den Barmer-Versicherten bis einschließlich 24 Jahren seien die Zahlen der Akutbehandlungen und Anträge etwa für die erstmalige Therapie und deren mögliche Verlängerung 2020 im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent auf mehr als 44.000 gestiegen. Gerade jetzt seien die Kinder und Jugendlichen stark psychisch belastet. "Die Corona-Pandemie hinterlässt besonders bei den jungen Menschen Spuren, die ohnehin schon psychisch angeschlagen sind", so Barmer-Chef Christoph Straub. Hier sei eine schnelle und unkomplizierte Hilfe besonders wichtig.
Studie an Uniklinik (10.07.2020): Wie Kinder in der Corona-Krise leiden
Die Auswirkungen der Krise auf den familiären Alltag führen bei Kindern teils zu Angst und Depressionen.
Deutliche regionale Unterschiede
Laut Arztreport der Krankenkasse gebe es jedoch deutliche regionale Unterschiede bei der Inanspruchnahme psychotherapeutischer Leistungen, hieß es. Am größten sei 2019 der Bedarf in Berlin mit 5,19 Prozent aller Kinder und Jugendlichen gewesen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Hessen. Den geringsten Anteil habe Mecklenburg-Vorpommern mit 3,33 Prozent aller jungen Menschen verzeichnet, hieß es weiter. Allerdings sei dort die Steigerungsrate bei der Inanspruchnahme seit dem Jahr 2009 mit 239 Prozent am größten, gefolgt von Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Die niedrigste Steigerungsrate habe Bremen mit 52 Prozent verzeichnet.
Therapie dauert oft Jahre
Viele junge Menschen leiden den Ergebnissen zufolge über Jahre an psychischen Störungen. Bei Kindern und Jugendlichen, die 2014 erstmals eine Psychotherapie erhalten hatten, wurde in mehr als jedem dritten Fall bereits fünf Jahre vor Start der Therapie zumindest eine psychische Störung dokumentiert. Zudem dauert die Therapie oft Jahre. Bei knapp 41 Prozent beschränkten sich die Psychotherapiesitzungen auf maximal ein Jahr, mehr als ein Drittel (36,4 Prozent) erhielten auch mehr als zwei Jahre nach Start der Behandlung noch Psychotherapien. Bei 62,5 Prozent aller Betroffenen wurden auch noch fünf Jahre nach Therapiebeginn psychische Störungen diagnostiziert.
(Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/kinder-psychotherapie-101.html)