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Großer Bedarf in der psychiatrischen Versorgung

Die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung in Deutschland muss nach Ansicht von Gesundheitsexperten reformiert werden, um den wachsenden Bedarf zu decken.

Bei einem Expertengespräch im Gesundheitsausschuss über die Zukunft der psychiatrischen Versorgung im Krankenhaus machten die Sachverständigen jüngst deutlich, dass mehr Personal, mehr Prävention und eine flexible Behandlung über Sektorengrenzen hinweg nötig sind.

Cornelia Metge von der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) forderte mehr Personal in Kliniken, die Finanzierung der stationären psychotherapeutischen Weiterbildung, eine Flexibilisierung der Krankenhausbehandlung und einen besseren Übergang in die ambulante Versorgung. In den meisten psychiatrischen Krankenhäusern sei derzeit keine leitliniengerechte Behandlung möglich. Insbesondere in Bezug auf die psychotherapeutische Behandlung seien die Defizite eklatant. Obwohl Patienten in Kliniken versorgt würden, weil sie eine intensivere Behandlung benötigten, ermöglichten die Mindestvorgaben keine optimale Versorgung. 

Die meisten Patienten bräuchten nach der Krankenhausbehandlung eine ambulante Weiterbehandlung, sagte Metge. Das erfordere ausreichende ambulante Behandlungskapazitäten durch eine Reform der Bedarfsplanung. Auch sollten Patienten schon während der Krankenhausbehandlung psychotherapeutische Sprechstunden in den Praxen in Anspruch nehmen können.

Andreas Meyer-Lindenberg von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) sprach von einem enormen Versorgungsbedarf. Mehr als ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland werde jedes Jahr behandlungsbedürftig psychisch krank. Etwa ein Zehntel davon sei schwer krank und habe einen intensiven, oft chronischen oder wiederkehrenden Behandlungsbedarf. Diese Gruppe brauche eine bedarfsorientierte, ärztlich gesteuerte, flexible und sektorenübergreifende Behandlung. 

Die DGPPN schlage ein Versorgungsmodell vor mit den Leitprinzipien ambulant vor stationär und Prävention vor Therapie. Neben der vollstationären Versorgung müsse eine flexible teilstationäre Versorgung mit intensiver ambulanter Behandlung ermöglicht werden. (…)

In Krankenhäusern werde überdies eine Zunahme der Akut- und Notfallaufnahmen registriert. Aggression, Gewalt und Sucht seien Themen in der Psychiatrie. Parallel hätten die Häuser mit Personalflucht aus akuten Bereichen zu kämpfen sowie mit einem zunehmenden Dokumentationsaufwand, der letztlich die Versorgung beeinträchtige. Kliniken müssten mit einer Personalbemessung bei gleichzeitiger Verknappung der Personalressourcen klarkommen. In manchen Häusern sei die Lage dramatisch.

Quelle: Bundestag.de