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Rund die Hälfte der Grundschulkinder macht Erfahrung mit physischer Gewalt in der Schule

Für die IGLU-Studie 2021 waren die Kinder zu ihren Erfahrungen mit dissozialem Verhalten befragt worden

Das Wohlbefinden von Kindern ist im Kontext Schule unter anderem dann gefährdet, wenn sie in ihrer Klasse oder Schule mit dissozialem Verhalten – problematischen Verhaltensweisen anderer Kinder – konfrontiert sind. Anhand der Befragung der Schüler*innen im Rahmen von IGLU 2021 zeigt sich, dass fast die Hälfte der Grundschulkinder Erfahrungen mit physischer Gewalt und über 10 Prozent mit Online-Mobbing gemacht haben. Insgesamt sind die Erfahrungen der Grundschulkinder mit dissozialen Verhaltensweisen ähnlich wie im EU-Durchschnitt ausgeprägt. In Deutschland ist der Unterschied in der Lesekompetenz zwischen Kindern mit viel und Kindern mit wenig Erfahrungen mit dissozialem Verhalten im EU-Vergleich jedoch am größten. Nicht erst seit der Corona-Pandemie hat das Thema Wohlbefinden von Schüler*innen an Bedeutung gewonnen. Als prägende Sozialisationsinstanz spielt Wohlbefinden im Kontext Schule eine bedeutende Rolle, aber auch für den schulischen Erfolg ist das Wohlbefinden relevant. In der repräsentativen Erhebung von IGLU 2021 wurden Kinder dazu befragt, wie häufig sie durch andere Kinder in der Schule dissoziales Verhalten wie zum Beispiel Beschimpfungen, Lügen, Körperverletzungen oder Diebstahl erfahren.

Die Studienergebnisse zeigen, dass von den zehn einzelnen berücksichtigten Formen dissozialen Verhaltens Ausgrenzungen (54.6 %), Beschimpfungen (52.3 %) und physische Gewalt (49.4 %) am häufigsten von Kindern in Deutschland in der Grundschule erlebt werden. Online-Mobbing kommt seltener vor, aber schon 10 Prozent der Grundschüler*innen haben mit der Verbreitung gemeiner oder verletzender Informationen über sich Erfahrung gemacht, rund 17 Prozent erhielten gemeine oder verletzende Nachrichten. 

Der internationale Vergleich zeigt ähnliche Erfahrungen bei Kindern in anderen EU-Staaten. Ausgrenzungen und physische Gewalt kommen im EU-Durchschnitt jedoch weniger häufig vor, Lügen spielen hingegen in Deutschland eine geringere Rolle. Einen bedeutenden Unterschied hebt Dr. Rahim Schaufelberger hervor: „Bemerkenswert ist, dass in Deutschland rund die Hälfte aller Kinder beim Grundschulbesuch Erfahrungen mit physischer Gewalt macht.“ Die Erfahrungen der Kinder verteilen sich in Deutschland unterschiedlich auf die Schulklassen: Regelmäßige Erfahrungen (mindestens einmal pro Woche) mit physischer Gewalt und mit Beschimpfungen (verbale Gewalt) kommen in einem größeren Anteil an Klassen vor (72.5 bzw. 91.2 % der Klassen mit betroffenen Kindern), während regelmäßige Erfahrungen mit Stehlen und mit OnlineMobbing in einem großen Anteil an Schulklassen keine Kinder betreffen (47.0 bzw. 37.1 % der Klassen mit betroffenen Kindern).

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Quelle: Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS)